Rund 50 Bürgerinnen und Bürger begleiteten Bürgermeister Gerald Frank bei seinem wweiten Sonntagsspaziergang, der diesmal durch den alten Ortskern führte. Als „Sorgenkind und Chancenquartier“ gleichermaßen bezeichnete der Bürgermeister das Viertel rund um die historische Hintergasse, dessen Bild geprägt ist unter anderem von ehemaligen Hofreiten, vielfach schon vor 1870 erbauten Arbeiterhäusern und denkmalgeschützten Wohnhäusern geprägt ist. In die gezielte Entwicklung, so der Bürgermeister, wurden und werden auch weiterhin intensiv Bürger in vielen Workshops und Informations- sowie Diskussionsrunden eingebunden, um ihrer Vorstellungen und Ideen einzubringen. Wegweisend für alle Aspekte ist die demographische Entwicklung der Gemeinde, erklärte Frank.
Die stark anwachsenden Anteile der Altersgruppen über 65 Jahren und die sich abzeichnende Schrumpfung aller jüngeren Altersgruppen bestimmen die Anforderungen der Zukunft. Danach müsse man sich richten. Wichtige Erkenntnisse des Forschungsprojekts AktVis der TU Darmstadt, die in vielen Bürger-Workshops erarbeitet wurden, fließen in die Planungen ein.
Ziel der zukunftsorientierten Entwicklung im alten Ortskern seien Lebensqualität für ältere Menschen, u. a. durch ein Angebot an seniorengerechten Wohnungen, Barrierefreiheit, Einkaufsmöglichkeiten vor Ort sowie eine ausreichende ärztliche Versorgung. Für junge Familien speziell seien die gute vorhandene Schulinfrastruktur sowie ein ausreichendes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen in den Kitas, wo die Kommune den Mangelzustand von 2014 zu einem Großteil aufgearbeitet habe, ausschlaggebend. Insbesondre dem Thema Mehrgenerationenwohnen und seniorengerechte Wohnungen im alten Ortskern widmet sich die Gemeinde. Ein wichtiger Partner ist dabei die Hessische Landgesellschaft (HLG), die als gemeinnütziges mehrheitlich im Landesbesitz befindliches Siedlungsunternehmen Grundstücke und Häuser im Gemeindeauftrag erwirbt und gemeinsam mit der Gemeinde eine städtebauliche und sozial ausgerichtete Entwicklung betreibt.
Der Zustand der Gebäude im alten Ortskern reicht von extrem sanierungsbedürftigen bis hin zu den heutigen Wohnansprüchen hochwertig sanierten um- bzw. ausgebauten Häusern. „Wir wollen den alten Ortskern entwickeln, Anreize zur Sanierung geben, die Wohn- und Lebensqualität erhöhen“, erläuterte Frank. Im historischen Ortskern gäbe es auch Leerstände, wo die Wohnungen modernen Ansprüchen an Wohnraum nicht mehr gerecht werden. Zu begrüßen seinen grundsätzlich Sanierungen, doch aufgrund eines fehlenden Bebauungsplanes habe es teilweise einen Wildwuchs an Um- und Ausbaumaßnahmen gegeben, die – wenn es so weitergeht – den städtebaulichen Charakter des Quartiers zerstören. Die von der Gemeindevertretung verhängte Veränderungssperre verhindert derzeit ungezielte Baumaßnahmen. Wenn Eigentümer allerdings umfangreich Maßnahmen planen, so können sie diese mit der Gemeinde im Sinne der Zielsetzung‚ Erhaltung des historischen Quartierscharakters abstimmen. Wenn dies dann der Zielsetzung entspricht, könne der Gemeindevorstand per Einzelbeschluss zustimmen.
Der neue Bebauungsplan „M40“ für den alten Ortskern, machte der Bürgermeister klar, soll Möglichkeiten besserer Nutzungen für die Eigentümer schaffen, z. B. dass im Sinne der Innenentwicklung verdichtet bebaut werden kann, z. B. im Bereich der Grünflächen oder durch Möglichkeiten zum Dachausbau. Bei knappem und teurem Baugrund werden solche Regelungen oft von Familien gewünscht, um auf dem Elterngrundstück ihr Eigenheim zu bauen. Dies sei auch eine Form des Mehrgenerationenwohnens. „Der Bebauungsplan soll Möglichkeiten schaffen“, sagte Frank. Es liege allein an den Eigentümern, diese Optionen zu nutzen. „Papier ist geduldig. Auch der Bebauungsplan. Ob und was gemacht wird, bestimmt allein der, der im Grundbuch steht. Der Bebauungsplan zwingt zu nichts“, erklärte der Bürgermeister. An der Dammstraße erläuterte der Bürgermeister den Stand der Planungen zum Hochwasserschutz, für den der Wasserverband Gersprenzgebiet, bei dem Münster eine von 21 Mitgliedskommunen ist, zuständig ist. Um den alten Ortskern vor Hochwasser zu schützen, erfolgt – nach dem Hochwasserrisikomanagementplan, der die Risiken eines „100-jährlichen“ Hochwassers aufzeigt – eine Dammerhöhung um ca. 30 bis 50 Zentimeter. „Leider haben sich die Maßnahmen verzögert“, bedauerte der Bürgermeister, der in engem Kontakt mit dem Wasserverband ist steht. Der Wasserverband hatte die Finanzierung schon im Wirtschaftsplan 2019. Dann musste aber ein länger währendes Interessenbekundungsverfahren vorgenommen werden. Im November konnte die Planung beauftragt werden. An die Einreichung der Planungsunterlagen schließt sich das Genehmigungsverfahren an, zu dem auch ein Artenschutzbeitrag zu erstellen ist. Der Wasserverband hofft, dass bei optimalem Genehmigungsverfahren Mitte 2021, spätestens im Frühjahr 2022 die Baumaßnahmen beginnen können. Zum Gesamtprojekt ist in Kürze eine Informationsveranstaltung mit dem Wasserverband im Rathaus geplant. Der nächste Sonntagsspaziergang mit Bürgermeister Gerald Frank wird voraussichtlich am 1. März in Altheim stattfinden.
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